Rochus Lussi

Rochus Lussi (*1965) ist Bildhauer. Er zeichnet und ist in der Performance Art unterwegs seit 1992. In den Arbeiten von Rochus Lussi begegnen wir Gruppen von Holzobjekten. Ansammlungen, Szenen gleicher Arten mit mehr oder weniger veränderten Konstellationen schaffen das Gesamtbild seiner Raumarbeiten. Zum Teil Hunderte von Objekten formieren sich zu grossflächigen ornamentalen Feldern und lassen die Betrachterin und den Betrachter zu einem Teil der Installation werden. Dass die repetierte Einzelfigur zur Masse wird aber auch das Du und Ich darin interessieren den Bildhauer.

In seinen Recherchen geht er aktuellen und historischen Geschichten nach welche er in neue Zusammenhänge stellt. Daraus formt Rochus Lussi Prototypen in Holz, die er zu Massen fräsen lässt, um sie dann wieder zu Originalen zu verändern. Oder er schafft mit eigener Körperkraft mit Kettensäge, Trennscheibe und Messer grosse Gruppen von scheinbar gleichen Originalen. Die Objekte werden geraspelt, naturbelassen oder in Farbe gefasst. Jedes Exemplar ist schlussendlich ein Unikat, obwohl es als Bestandteil einer grossen Menge erscheint. Bei diesem Arbeitsschritt widmet Lussi der Körperlichkeit und dem Umraum seiner Installationen viel Aufmerksamkeit. Er installiert die Objektgruppen in neu gewählten Räumen und irritiert mit Kippsituationen zwischen Öffentlichkeit und Intimität, Realität und Illusion.

In den letzten Jahren ist die menschliche Figur praktisch ganz aus seinem Schaffen verschwunden. Der Mensch ist zwar in einer Form in das Geschehen involviert, aber nicht sichtbar. Dafür interessieren ihn Formen aus dem Alltag, Strukturen, Faltenwürfe, Oberflächen von verschiedensten Körperwelten, deren Sinn er transformiert, um damit seine oder neue Geschichten zu erzählen.

Rochus Lussi beschäftigt sich in seiner Bildhauerei, aber auch in seinen Zeichnungen und der Performance Art mit der Existenz des Individuums in der Masse und dessen Empfindsamkeit. Seine Performances sind, wie er selber sagt «bewegte Skulpturen». Zentrale Themen in seiner Arbeit sind das Pendel zwischen der Verletzlichkeit und der Wehrhaftigkeit und die Frage nach Opfer und Täter. Dabei kann sie durchaus ins Makabre und Abstruse kippen. Dafür formt Lussi Objekte, Reliefs und Installationen, die im ersten Augenblick durchaus ästhetisch wirken. Je nach Fokus aber werden diese Setzungen zu Landschaften, Topographien, oder wiederum zu überdimensionalen Hautpartien, die wir mit blossem Auge nicht mehr wahrnehmen. Haut umfasst immer einen Körper, wirkt als Membran vom Inneren zur Aussenwelt. Deren Offenporigkeit macht diese Schutzschicht sensibel und verletzbar. Diese Felder verortet er und formt Trophäen aus unserem Dasein.

2019 wird Rochus Lussi mit dem Innerschweizer Kulturpreis ausgezeichnet.