05.07.2019 – 31.08.2019

Phantastische Morphologie

J.J. White – Malerei

J.J. White ist am 7. Februar 1966 in Philadelphia geboren. Nach einem Anthropologie- und Soziologie-Studium in West Virginia zog es den Weltenbummler nach Europa, wo er an der Universität in Oxford den Master in Urgeschichte Südamerikas erlangte. Heute studiert J.J. White Weltkulturen durch die Brille eines bemerkenswerten, zeitgenössischen Künstlers. So verbrachte er sechs Monate in Japan, von wo er traditionalistische Themen wie Kampfsport und Erotik mitbrachte und zu Aufsehen erregenden, der figurativen Moderne verpflichteten Bildserien verarbeitete.

J.J. Whites Werke machen den Anschein, als wäre die Welt ein einziges, schillerndes Schwungrad; ständig in Bewegung, dynamisch und farbig. Seine eigenwilligen Interpretationen des nackten Lebens führen den Betrachter geheimnisvolle Szenerien vor Augen, in denen die Optik der Analyse in schierer Ästhetik aufgeht. Kein Wunder überbieten sich die Spanische Kunst-Kritiker heute mit Superlativen, seit sich der US-amerikanische Intellektuelle zusammen mit seinem Bruder in Tarragona niedergelassen hat. “Wir können uns glücklich schätzen, einen Künstler vom Kaliber eines J.J. White zu beheimaten“, schreiben sie. Und: „Wie schön es wäre, es gäbe noch mehr von ihnen.“

Tim Hergersberg – Skulpturen

Der zusammengesetzte Begriff „Phantastische Morphologien“ verweist auf folgende Zusammenhänge: Morphologie auf die Wissenschaft, auf Biologie, Evolution, auf die disziplinäre Wissensproduktion, welche wir uns mit rationalen Mitteln aneignen können. Das Phantastische erscheint dazu komplementär als das Andere, das Gegenstück, die Ergänzung und evoziert das Phantastische in der Kunst, Surreales, Mystisches und Psychedelisches. Aus der Verbindung dieser beiden, stellt sich mir die Frage, inwiefern unsere Vorstellungskraft bestimmt was wir waren, sind und sein werden.

Im Traumhaften, Unterbewussten, Absurden und Phantastischen sowie im selbstgenügsamen und „zweckfreien“ Spiel werden Erfahrungen gemacht und Erkenntnisse gewonnen. Als Psychonaut und Oneironaut bin ich stets auf der Suche nach solchen Erfahrungen und als Künstler versuche ich diese zu „formulieren“, zu kommunizieren, also zu teilen. Ergebnisse sind phantastische Morphologien, spekulative Fiktionen, Spezies Assemblagen, Möglichkeiten von Körpern, Monster, Polyseme, Körpermodelle, welche Idealtypen und deren Abweichungen hinterfragen sowie emotionale und intellektuelle Reaktionen auf Ungewohntes evozieren. Sie bieten subtile und differenzierte sinnliche Qualitäten, eine Fülle von Form-, Farb- und Oberflächen-Reizen und Anlässe, Körper imaginativ weiterzudenken.