Chiara Fiorini

Leichtfüssig kommt ihre Kunst daher und lässt in einer schwebenden Anmutung von Poesie und zarter Ironie den Betrachter über das Alltägliche in einer ganz überraschenden Auslegung sinnieren. Chiara Fiorini entlockt den einfachsten Gegenständen in raffiniert neuer Komposition ganz zauberhafte Bedeutungen, die ihr künstlerisches Ich so handwerkich geschickt umzusetzen vermag. Sie eröffnet uns Räume, die uns Geheimnisse verraten, auf die wir selbst nicht gekommen wären.
Es ist eine Leichtigkeit des Seins, die uns die Künstlerin mit spielerischer Kreativität und humorvoller Entdeckerfeude vorführt. Hinter all ihren Arbeiten, die mit grösster Sorgfalt und kultiviertem Geschmack ausgeführt sind, blitzt ein verschmitztes Lächeln hervor, das ungemein ansteckend ist.
Oft sind es Fundstücke aus der Natur, die die Künstlerin zu einem neuen und eigenwilligen Dasein erweckt. Sie scheint auch die Magie der bescheidenen Dinglichkkeit zu erahnen und daraus eine neue Formensprache zu entwickeln. Im Betrachter erweckt sie die Phantasie für das Unsichtbare und greift behutsam in unser Interpretationsschema ein, das sie geschickt unterwandert.
Was sie sich mit offenbar grösstem Vergnügen an ungewohnten Funktionsverbindungen- und Kombinationen ausdenkt, das setzt sie mit grösster Perfektion in Szene. Jedes Detail hat seine eigene Wichtigkeit und Bestimmung. Viele ihrer Arbeiten haben keinen Ewigkeitsanspruch. Es ist oft gerade der Reiz des Vergänglichen, der bezaubert.
Chiara Fiorini kombiniert und komponiert mit wachem Geist und sensiblem Gestaltungswillen. Sie erklärt uns das Sehen und Erkennen neu und wirkt dadurch so nachhaltig bereichernd.
Transparenz ist ihr wichtig. Der Hauch von lockeren Strukturen umspielt ihre Bilder, deren Fragilität alles Laute verdrängt. Zarte Blättergebilde nobiliert sie zu kostbaben Haute Couture-Roben. Das Kleinteilige, das Verspielte gibt uns Impulse, die Umwelt wachsamer, aufmerksamer zu betrachten.
Das erfinderisch Künstlerische und das detailversessene Handwerkliche bilden eine perfekte Einheit und überzeugen in ihrer unvergleichlichen Originalität.

Kristina Piwecki

Anlässlich der Ausstellung in der Galerie “Kunst im West”, Zürich, 2018-2019