30.09.2021 – 06.11.2021

KLASSIZITÄT VERSUS MODERNITÄT

Die Bilder von Alex Bär wollen wie ein spannendes Buch gelesen werden. Dabei verändern sich die Perspektive je tiefer der Blick in die Komposition eindringt, denn auf eine geheimnisvolle Art und Weise sind hier unterschiedliche Perspektiven miteinander verwoben. Nahsicht und Fernsicht, Draufsicht und Vogelperspektive bilden hier ein engmaschiges Netz. Offensichtlich handelt es sich bei dem Raum in Bärs Bildern um kein Kontinuum, in dem die komplexen Bildstrukturen geordnet sind. Der Maler durchbricht vielmehrganz bewusst die Kontinuität. Die Klarheit verschwindet hier durch und wie in einem Traum überlagern sich unterschiedliche, zeitlich getrennte Sedimentschichten.

Die vielschichtigen Inhalte seiner Malerei entstehen sukzessive im Malprozess, indem er Farben und Formen zur Wirkung bringt, die durch ihre plastische Monumentalität und durch die Rhythmik der Formgebung die Aufmerksamkeit auf sich zieht. So erkennen wir in seinen Bildern oft Verweise, hieroglyphenartige Zeichen, die auf Orte oder Begebenheiten hinweisen, die aber durch die Weiterentwicklung im Malprozess immer wieder eine Wandlung erfahren und im sich verändernden Kontext des weiteren Bildaufbaus eine neue, überindividuelle Bedeutung erhalten.

Dieser prozesshafte Charakter des Malens bleibt in Bärs Arbeiten immer erkenntlich. Besonders ist dies in seinen aktuellen Werken betont, wo die Geschwindigkeit des Pinselduktus in Gestalt der raschen, flüchtigen Striche oder in unterschiedlichen Übermalungstechniken regelrecht körperlich spürbar wird.
Dr. Helmut Orpel