Michael Tolloy
Michael Tolloy bevorzugt für seine Skulpturen Stammholz in aufrechter Form. Sprich Baum.
Der Baum ist ein bescheidenes Material, er ist, wie er ist, aber bereits hier betritt die Phantasie in Kombination mit der Intimität des beabsichtigten Themas die Szene. Es ist eine Gratwanderung zwischen der Ur-form der Natur und experimenteller Gestaltung.
Das Material ist spürbar, es riecht, es ist hart im Nehmen, es ist spaltbar, es zeigt am Beginn schon ihre Widerständigkeit, ihre Struktur, die ewig ist, aber es erlaubt dem Künstler, später Form und Oberflächen zu gestalten.
Speziell der heimische Baum bedeutet ihm Naturverbundenheit, Schlichtheit, alpine Klarheit und auch Heimat.
Der Prozeß des Gestaltens vollzieht sich im Abarbeiten des Materials; der Geruch, frisch, harzig, wundgeschlagen, blutend, singend, beredt, erwartungsvoll, oft Wochen vor sich hin träumend, entzündet die kreativen Kräfte und Phantasien.
Dann erst erfolgt die künstlerische Arbeit: das Herausholen des Themas. Das Auf-die-Welt-bringen. Diese Detail-Arbeit nennt Michael die „Goldene Stunde“ – wenn nach und nach das zum Vorschein kommt, was der Stamm an Emotion zu erzählen bereit ist. Damit wird eine Plastik demütig, charakterlich einzigartig, erhaben, würdevoll, in ihrer Art stolz etc.
Es ist das immaterielle Geschenk an den Künstler, das sich wesentlich von den Begehrlichkeiten der industriellen Herstellung und des Kaufen-könnens unterscheidet.