23.10.2025 – 22.11.2025
Corina Staubli
NEEDLING
Frauenportraits zwischen Schönheit und Schmerz
Gestrafft, geglättet, fast unnatürlich fixiert: Durch den brutalen Akt der Zerstörung zum «schöneren Ich».
In ihrer Serie Needling (2021–2025) durchsticht Corina Staubli die glatte Oberfläche der Schönheit. Mit Nadel und Faden bearbeitet sie Fotoprints aus Mode- und Werbemagazinen: Gesichter werden perforiert, ihre Perfektion verletzt, während auf der Rückseite der Leinwand Stich für Stich ein neues, gestrafftes Antlitz entsteht. Vorder- und Rückseite treten in ein Spannungsfeld von Schein und Spiegelung, Zerstörung und Wiederherstellung. Der Faden, traditionell Symbol für weibliche Arbeit, hält alles zusammen, verziert, fixiert. Wie in der Schönheitschirurgie ist auch hier die Handarbeit ein Akt der Manipulation. So wie das Nähen traditionell als ‚Frauensacht ‘galt, wird auch Schönheit und gepflegtes Aussehen bis heute oft als weibliche Aufgabe verstanden.
Staublis Arbeiten hinterfragen den allgegenwärtigen Schönheitswahn: Gesichter, die erstarrt wirken, Profile, die auf Social Media künstliche Perfektion inszenieren. Was bleibt, wenn menschlicher Ausdruck und Emotionen verschwinden? Was passiert, wenn das Ideal der Jugend den Blick auf das wahre Ich verdrängt?
Die neue Serie Me, Myself and I (2025) führt diese Reflexion weiter. Spiegel zerlegen das Selbstbild in unzählige Fragmente. Jede Reflexion zeigt eine andere Perspektive, jede Facette lädt zur Selbstbefragung ein: Wer bin ich, wenn mein Gesicht nicht mehr mir allein gehört?
Corina Staubli balanciert seit Jahren die fragile Spannung zwischen äusserer Erscheinung und innerer Wirklichkeit zwischen dem Schönen und Verführerischen einerseits und dem Unheimlichen, ja Abgründigen andererseits.
Tania Di Brita




